Grundsätzliche Überlegungen

Zur Sicherheit

An einem zentralen Ort sollte Verbandsmaterial gut erreichbar und zugänglich liegen und so vorbereitet und gekennzeichnet sein, dass im Notfall auch alleine bei kleineren Verletzungen eine Erstversorgung stattfinden kann. Beispiel: Pflastersortiment, Sprühverband, Brandsalbe, elastische Binde, Heftpflaster, um auch kleine Splitter alleine zu entfernen. Auch ein sprechendes Fieberthermometer gehört zur Erste-Hilfe-Ausstattung.
Telefonnummern für Notfälle immer griffbereit halten. Durch Großschrift, Braille, abgespeicherte Telefonnummern oder ein nur für diesen Zweck griffbereit liegendes Diktiergerät mit aufgesprochenen Notfall – Telefonnummern sind hilfreich.
Ein Feuerlöscher ist von sehbehinderten und blinden Menschen schwer bis überhaupt nicht handhabbar.
Eine Löschdecke, aufbewahrt an einem zentralen Ort, kann bei kleineren Brandherden den Schaden begrenzen.
Beim Bücken oder Aufheben sollten immer der Rücken und der Kopf gerade gehalten und die Knie gebeugt werden. Das ist nicht nur rückenfreundlicher, sondern verhindert Kopfverletzungen!
Sich nie mit dem Kopf nach vornüber beugen! Die Entfernung zu Hindernissen wird nicht „automatisch“ wahrgenommen bzw. in der Eile vergessen. Bei Knieproblemen immer eine/n Arm/Hand schützend vor den Kopf halten!
Auf den Boden gefallende Gegenstände können manchmal mit einem Besen leichter und rückenfreundlicher eingesammelt werden.
Beim Transport größerer Gegenstände rückwärts gehen. So ist die Tür, der Durchgang zu spüren, und das Einklemmen der Finger wird genauso verhindert wie das Anstoßen an andere Gegenstände.
Keine Hindernisse in Kopfhöhe anbringen. (An Pendelleuchten, Küchentischlampen, Wandleuchten, Garderobenhaken, Ablagen usw. denken!)
Dort, wo es unvermeidbar ist, sollte „Gepolstertes“ angebracht werden. Beispiel: Regalecken, Dunstabzugshauben mit speziellen kugeligen Tesaecken versehen, bei Dachschrägen Dämmmaterial anbringen, Schrankecken abrunden, auch Wärmeisolierungen für Heizungsrohre oder Styropor können weiterhelfen.
Überprüfen, wo durch das Tasten die Gefahr besteht, sich die Finger einzuklemmen. Beispiel: Türen, die sich automatisch schließen, Schiebetüren, Schranktüren ohne Griffe.
Ein schnurloses Telefon wird nicht zur Strippen-/Stolperfalle.
Veränderungen in der Wohnung wie das Umstellen von Möbeln, Stühlen, Lampen, Blumen Geschirr usw. nur dann, wenn sie mit dem Betroffenen abgesprochen sind.
Teppichbrücken können zur Orientierung in der Wohnung hilfreich sein, sie sind gleichzeitig aber auch gefährliche Stolperfallen.
Wenn Teppichbrücken als Orientierung benutzt werden, dann immer ohne Stolperecken, kontrastreich und immer mit Antirutschmaterial unterlegt, auch bei Badezimmergarnituren, Bettvorlegern.
Möbelstücke, Blumen, Vorhänge, tickende Uhren, Springbrunnen, Lautsprecher gezielt als markante Orientierungspunkte einsetzen.
Lose verlegte Kabel oder Schnüre sind äußerst gefährliche Stolperfallen.
Medikamente werden eindeutig und zweifelsfrei gekennzeichnet, am besten mit Brailleschrift. Wenn dies nicht möglich ist, sollten sie eindeutig sortiert in Schubladen, Fächern nach Schmerztabletten, Erkältungsmitteln, Kreislauf usw., sortiert und unterteilt mit gut ertastbaren Klebepunkten, aufbewahrt werden. (Ein Punkt für Zahnschmerztabletten, zwei Punkte für Kopfschmerztabletten, drei Punkte für Migräne, vier Punkte starke Schmerztabletten usw.)
Vielleicht helfen auch spezielle Tablettenaufbewahrungsbehältnisse. Eingeschweißte Tabletten können durch Kleinschneiden der Folie in 1er-, 2er-, 3er-Packs so kenntlich gemacht werden, dass sie auch außerhalb der Schachtel eindeutig identifizierbar sind.
Sehbehinderte Menschen können Medikamente zusätzlich mit Großschrift versehen.
Tische, Stühle, Hocker usw. als Leiterersatz zum Reinigen von Hochschränken, Regalen, Fenstern oder Auswechseln von Glühbirnen sind lebensgefährlich. Sicherheitsleitern helfen gefährliche Unfälle verhindern.
Sensortasten bei allen Arten von elektrischen Geräten sind nicht handhabbar.
Insektenjagen kann zur olympischen Disziplin werden, ein Fliegengitter/ Fliegennetz beispielsweise, befestigt mit selbstklebenden Klettbändern, hält ungebetene Besucher sicher fern.
Mit einem Lichtmessinstrument in der Größe eines Kugelschreibers kann überprüft werden, ob alle Lichtquellen ausgeschaltet sind.

Grundsätzliche Überlegungen zum Thema Türen

Türen sind schneller auffindbar, wenn ein kontrastreich gestalteter Türrahmen und ein farbig abgesetztes Türblatt sich von der Wand deutlich abheben.
Farbig abgesetzte oder glitzernde, spiegelnde Schlösser und Klinken bei lichtundurchlässigen Türblättern können die Aufmerksamkeit zusätzlich erhöhen.
Die Schmalseite (Falz) der offenstehenden Tür sollte ebenfalls für eine kontrastreiche Gestaltung genutzt werden.
An einer Glastür, sofern diese aus 2 m Entfernung sicher erkannt werden muss, hilft ein 8 cm breiter Kontraststreifen, schwere Unfälle zu vermeiden. Sollte die Tür aus 5 m Entfernung zu sehen sein, muss der Kontraststreifen 18 cm breit sein. Zu kleine Objekte können nicht erkannt werden; zu große Objekte können aber übersehen werden. So wird z. B. ein Warnstreifen von 8 cm Breite an einer Glastür aus 2 m Entfernung gut erkannt. Ein wesentlich breiterer Streifen wirkt aber wie eine Fläche und wird deshalb nicht mehr als Warnstreifen identifiziert.,

Grundsätzliche Überlegungen zur sehbehindertengerechten Beleuchtung

Der optimale Lichtbedarf muss je nach Seheinschränkung individuell herausgefunden werden (siehe auch 3.5 Kontraste und Licht). Die richtige Beleuchtungsstärke muss in jedem Zimmer / Flur und für jede Tätigkeit gesondert ermittelt werden. Das Licht muss dort sein, wo es benötigt wird.
Bei der Installation von Lichtschaltern ist darauf zu achten, dass alle Kippschalter so installiert sind, dass eindeutig erkennbar ist, ob das Licht ein- oder ausgeschaltet ist. Kreuz- oder Wechselschaltungen sind unbedingt zu vermeiden, da hierbei dieses Prinzip nicht realisiert werden kann.
Folgende Tipps sollen helfen, eine blendfreie Beleuchtung in der Wohnung sicherzustellen:
Ein guter Sonnenschutz wie Jalousien bzw. Vorhänge oder eine Schirmmütze verhindern eine Blendung durch das Tageslicht. Gerade ein leicht bedeckter Himmel mit seiner sehr hohen Leuchtdichte führt zu einem verminderten Kontrastsehen. Sonnenstores sollten von oben nach unten geschlossen werden können, um den hellen Himmel abdecken zu können.
Ein nichtreflektierender Bodenbelag verhindert Blendungen.
Eine Lampe (Glühbirne, Neonröhre, Strahler usw.) darf nie direkt eingesehen werden können. Ungeschützte Lampen verursachen große Leuchtdichtenunterschiede und verursachen Blendungen. Abhilfe kann beispielsweise geschaffen werden durch eine Abdeckung wie bei Japanleuchten und Spiegelraster, oder durch eine gezielte Ausrichtung des Strahlers.
Eine allgemeine Ausleuchtung des Raumes ohne Blendquellen wird am besten mit einer zusätzlichen Arbeitsplatzbeleuchtung sichergestellt. Je gleichmäßiger die Leuchtdichte im Gesichtsfeld ist, desto besser ist das Kontrast sehen.
Vorteilhafterweise wird die Beleuchtungsstärke höher angesetzt und die Leuchten werden mit einer Dimmung versehen. Damit kann das Licht den Bedürfnissen besser angepasst und insbesondere die durch das Tageslicht verursachten Beleuchtungsstärkenunterschiede vermieden werden. Außerdem kann so die Abnahme der Beleuchtungsstärke durch Alterung ausgeglichen und das Lichtniveau länger eingehalten werden.
Ein Bewegungsmelder, vielleicht kombiniert mit einer Zeitschaltuhr, ermöglicht kosten- und energiesparend eine optimale Beleuchtung auch im Flur oder bei Treppen und erhöht somit die Sicherheit.
Die Beleuchtung sollte auch als Führungs- und Orientierungselement genutzt werden. Korridore sollten in Längsrichtung beleuchtet werden; eine asymmetrische Anordnung verbessert dabei die Orientierung. Türen-, Lift-, Abzweigbereiche und Treppen können durch entsprechende Leuchten markiert werden.
Eine indirekte Beleuchtung verhindert große Leuchtdichtenunterschiede und damit eine Blendung auf der Arbeitsfläche und dem Boden, aber auch beim Blick nach oben. Des weiteren verhindert sie Reflexbilder auf Klarsichtmappen und glänzendem Lesegut (z. B. Zeitschriften). Der Kontrast auf dem Lesegut ist eindeutig besser.
Die Decke sollte weiß bzw. sehr hell sein. Holzdecken verhindern einerseits eine effiziente Indirektbeleuchtung, andererseits wird der Leuchtdichtenunterschied zwischen Decke und Leuchte und damit die Blendgefahr vergrößert.
Ein Arbeitsplatz mit Schreibtisch oder mit Bügelbrett sollte so placiert sein, dass das Licht von seitlich bis seitlich/hinten einfällt. Ungeeignet ist eine Position, bei der gegen das Fenster geschaut werden muss.
Gerade bei Arbeitsflächen ist die Anschaffung von Leuchten mit modernen elektronischen Vorschaltgeräten zu empfehlen. Sie geben dem Licht die Eigenschaft, flimmerfrei zu sein. Statt mit 50 Hz werden dabei die Leuchtstofflampen mit 30-40000 Hz betrieben.
Neuere Modelle von indirekten Tischleuchten bestehen sehr oft aus Lochblechen oder sonstigen transparenten Materialien. Es handelt sich damit um Leuchten mit hohem Indirekt- und geringem Direktanteil. Durch die Verteilung wirkt die Leuchte ungefähr gleich hell wie die angeleuchtete Fläche. Damit ist die Blendgefahr reduziert.
Nicht nur unter dem Küchenschrank lassen sich ganz ideal Lumilux und Luminestra Leuchten, die in einem Gehäuse untergebracht sind, mit Doppelklebeband auch nachträglich befestigen.
Auch bei der Beleuchtung von Schlafzimmern sind Direktleuchten zu vermeiden. Gut geeignet sind demgegenüber Indirektleuchten und insbesondere indirekte Wandleuchten.
In Räumen, in denen Menschen aus gesundheitlichen Gründen häufig oder immer liegen müssen, dürfen nie Leuchten mit großem Direktanteil eingesetzt werden. Jegliche Art von Spiegelrasterleuchten fallen demnach für diesen Verwendungszweck weg. Empfehlenswert ist eine Wandleuchte mit hohem indirektem Anteil über dem Kopfende des Bettes. Damit wird die Rückwand sowie der wandnahe Teil der Decke gut beleuchtet und sorgt für ein angenehmes blendfreies Licht. Ggfs. muss eine separat zu schaltende Pflegebeleuchtung im Bettbereich eingerichtet werden.
Im Bad werden sehr gute Erfahrungen mit Leuchten mit hohem Indirektanteil gemacht. Das Spiegelbild erscheint zwar etwas weniger hell, doch können Details wegen des optimalen Kontrastsehens wesentlich besser erkannt werden.