Kontraste erleichtern die Orientierung

Viele Augenerkrankungen sind progressiv, d.h. die Verschlechterung des Sehvermögens verläuft über Jahre, Jahrzehnte, teilweise in Schüben, einige führen zur Erblindung.
Sehbehinderte rechnen stets mit Gefahren. Die Betroffenen müssen sich ständig auf neue Situationen einstellen, sich mit neuen, anderen Hilfsmitteln auseinandersetzen, neu orientieren und arrangieren. Sie kommen sozusagen „nie zur Ruhe“. Die physische und psychische Belastung ist enorm.
Dies führt zu einem Verlust des Sicherheitsgefühls in öffentlichen Räumen und vielleicht sogar der Geborgenheit in der eigenen heimischen Umgebung. Ein solcher Verlust kann wegen des ständigen Suchens und Zweifelns zermürben und entscheidend die Lebensfreude reduzieren.
Viele Betroffene haben schon immer gewusst, dass eine kontrastreiche Umgebung und gute Lichtverhältnisse ihnen die Orientierung erleichtern. Viele haben ausprobiert, welche Farbkontraste sie am besten wahrnehmen, welche Lichtquellen für sie optimal sind, und welches Licht sogar als schmerzhaft empfunden wird. Einige Betroffene und Selbsthilfeorganisationen wollten es aber genauer wissen. Es ist ihnen gelungen, Prof. Wilfried Echterhoff sowie weitere Wissenschaftler, Architekten, Ingenieure, Stadtplaner und Mediziner für das Thema zu gewinnen.
1996 sind dann die Ergebnisse der jahrelangen Forschung „Kontrastoptimierung“ mit dem Titel: „Handbuch für Planer und Praktiker zur bürgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts, der Helligkeit, der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsräumen und in Gebäuden“ veröffentlicht worden.
(Federführung: Prof. Dr. rer. nat. habil. Wilfried Echterhoff, Universität Gesamthochschule Wuppertal; herausgegeben vom Bundesgesundheitsministerium.)
Nun ist wissenschaftlich beschrieben, was viele Betroffene aus ihrem Alltag kennen:
„Kontraste sind oft die einzigen Hilfen, die sehbehinderte Menschen bei der selbstständigen Lebensführung unterstützen, ihnen z. B. die Orientierung in der baulichen Umwelt und im öffentlichen Verkehr oder die Nutzung des PC -Bildschirms ermöglichen. Sowohl bei der Verkehrsplanung als auch bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes sind die Interessen der Menschen, die von Einschränkungen des Seh- und Orientierungsvermögens betroffen sind – und dazu zählt auch eine wachsende Anzahl von älteren Menschen – bisher zu wenig oder gar nicht beachtet worden. Das lag unter anderem auch an den bisher fehlenden wissenschaftlichen Grundlagen für die speziellen Anforderungen an die Gestaltung von Informationen für Sehbehinderte“.